Microlino am RIVE Maroc 2025: Zwei Pioniere, zwei Microlinos und ein Abenteuer bis in die Sahara

Nicolas Kuhn

Es begann mit einer Idee, die viele als verrückt bezeichnet hätten: einen Microlino quer durch Marokko fahren, über das Atlasgebirge, durch die Steinwüste und bis an den Rand der Sahara.

Für Wolfgang Jenne und Martin Mühlberg war genau diese Herausforderung der Reiz. Beide hatten die RIVE Maroc schon länger verfolgt, eine internationale Elektrofahrzeug Rallye, die Elektromobilität in Marokko und Afrika sichtbarer machen soll. 2025 waren zum ersten Mal zwei Microlinos dabei und setzten ein starkes Zeichen für echte Mikromobilität.


Ein Abenteuer nimmt Fahrt auf

Martin startete seine Reise am 19. Oktober, direkt nach seinem Geburtstag, mit einem Transporter voller Ersatzteile, Werkzeug und seinem Microlino Pioneer. Wolfgang und seine Frau Bin machten sich bereits am 13. Oktober aus Liechtenstein auf den Weg und erreichten Marokko am 20. Oktober. Zwei Tage später trafen sich die beiden vor Casablanca und schlossen sich den anderen Teams an. Mit dabei waren Tesla, mehrere elektrische Camper und ein E Motorrad. Doch es waren die beiden Microlinos, die überall für Aufsehen sorgten.



Was die RIVE Maroc besonders macht

Die RIVE Maroc steht für viel mehr als eine sportliche Herausforderung. Sie unterstützt lokale Schulen, fördert den Ausbau von Ladepunkten und bringt Menschen zusammen, die Elektromobilität leben und weiterentwickeln wollen. Die Route führt über Bergpässe bis auf 2260 Meter, durch enge Täler, über staubige Pisten und schliesslich bis an die ersten Sanddünen der Sahara.

Bereits am ersten Tag über den Atlas zeigte sich, dass die Reise nicht nur technisch, sondern auch emotional beeindruckend werden würde. In einer Ecoschule stürmten neugierige Kinder die Microlinos, setzten sich hinein, machten Fotos und verglichen die kleinen Fahrzeuge begeistert mit den grossen elektrischen Campern. Die beiden Microlinos stahlen allen anderen Fahrzeugen die Show.

„Der eigentliche Reiz war nicht die Rallye selbst, sondern die Frage, ob wir all das wirklich mit einem Microlino schaffen können. Genau das machte es für mich zu einem echten Abenteuer,“ erinnert sich Martin.




Zwischen Technik und Improvisation

Beide Fahrzeuge wurden sorgfältig für die Rallye vorbereitet. Dazu gehörten zusätzliche Lüfter für bessere Ladeleistung, Ersatzteile, ein Diagnose Laptop, ein DC Wandler, ein Ersatzdisplay und ein Reserverad. Wolfgang ging noch einen Schritt weiter und baute sich einen eigenen Hochleistungslader aus Huawei Netzteilen, der sich später als entscheidend herausstellen sollte.

Ein unerwarteter Moment brachte die Reise beinahe zum Stillstand. In Zagora installierte ein lokaler Elektriker eine provisorische Lademöglichkeit falsch und schickte statt 220 Volt rund 405 Volt durch die Leitung. Das gesamte Hotel war ohne Strom und Wolfgangs Lader war defekt. Ein Glücksfall war, dass sein Microlino als einziger über einen zweiten Lader verfügte. Ohne ihn wäre die Reise vorbei gewesen.

Von diesem Zeitpunkt an wurde Improvisation zum Alltag. Geladen wurde überall dort, wo überhaupt Strom vorhanden war. In einem Gartenschuppen, an Tankstellen, in einem Büro, zur Not sogar mit einer Powerstation über Nacht im Hotelzimmer oder im Zelt.




Magische Momente in der Wüste

Die Tage in der Sahara blieben unvergesslich. Die Ankunft im ersten Wüstencamp, die Stille und die weiten Landschaften beeindruckten beide tief. Die Sonnenuntergänge, die nur dort in diesen Farben erstrahlen, machten jeden Tag besonders. Die Fahrten im feinen Sand waren herausfordernd, aber genau das machte die Reise wertvoll.

Martin beschreibt die gesamte Reise als eine Abfolge intensiver Gefühle. Besonders im Kopf blieb das nächtliche Laden irgendwo in Marokko. Während im Hintergrund ein einsamer Himmel glühte, kamen immer wieder Einheimische vorbei, stellten Fragen, halfen spontan oder wollten einfach ein Foto mit dem Microlino.

Auch Wolfgang erlebte Momente, die ihn nachhaltig prägten.
„Mich hat überrascht, wie offen die Menschen in Marokko Elektromobilität gegenüberstehen. Es gab praktisch nur positive Reaktionen. Der Fortschritt wird willkommen geheissen, während man zuhause oft erklären muss, warum E Mobilität sinnvoll ist,“ erzählt er.




Der Microlino zeigt, was er kann

Trotz der hohen Belastung gab es an beiden Fahrzeugen kaum Probleme. Keine ernsthaften Schäden, keine Fehlermeldungen. Die Bodenfreiheit war besser als erwartet, die Robustheit beeindruckend und der Energieverbrauch teilweise rekordverdächtig. Besonders beeindruckend waren die Reaktionen der marokkanischen Bevölkerung, die von den beiden kleinen Stadtfahrzeugen begeistert war.



Das Abenteuer wirkt nach

Am 31. Oktober besuchte das gesamte Teilnehmerfeld den Solarkomplex von Ouarzazate, einen der grössten der Welt. Dort entstanden weitere der unzähligen Fotos, denn kaum ein Fahrzeug wurde so oft fotografiert wie die beiden Microlinos.

Am Ende standen bei Wolfgang rund 6100 Kilometer auf dem Tacho, bei Martin etwa 2100 Kilometer im Microlino und 4500 Kilometer im Transporter. Beide sind sich einig: Es war ein Abenteuer, das sie nie vergessen werden.




Ausblick

Eine erneute Teilnahme an der RIVE Maroc schliessen beide nicht aus. Optimiertes Setup, mehr Ladeleistung und vielleicht ein Satz angepasster Reifen stehen bereits auf der Ideenliste. Wolfgang träumt zudem von der RIVE eDakar von Agadir nach Dakar, einer Strecke von 2400 Kilometern, die für einen Microlino durchaus machbar sein könnte.

Für uns bei Microlino ist dieses Kapitel ein Meilenstein. Es zeigt, wofür wir stehen: Mut, Entschlossenheit, Abenteuerlust und die Überzeugung, dass Mikromobilität weit mehr leisten kann, als viele glauben.



Tauche ein in das Abenteuer der beiden Microlinos und verfolge jede Etappe ihrer RIVE Maroc Reise direkt auf Polarsteps.


Team 007 – Wolfgangs Microlino

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Team 11 – Martins Microlino

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